Wo du das bergab fahren ansprichst fällt mir noch etwas ein. Auch in der Einstellung mit geringer Rekuperation merkt er, wenn es bergab geht und rekuperiert dann stärker, wenn ich auf der Bremse stehe und behält das bei, wenn ich wieder von der Bremse runter gehe. Er bremst dann also stärker, als er in der eingestellten Rekuperationsstufe eigentlich sollte. Offenbar berücksichtigt er dabei auch ein bestehendes Tempolimit, auch wenn ich den Tempomaten gar nicht eingeschaltet hatte. Er rollt da nicht drüber. Bei allen einstellbaren Rekuperationsstufen, besonders aber bei der adaptiven, stört mich, dass er an Kreuzungen oder Kreisverkehren für meinen Geschmack viel zu früh verzögert. In solchen Situationen schalte ich den Tempomaten vorher aus, entweder mit Lenkradtaste oder kurzen Tipp auf die Bremse. Allerdings geht es hier ja im Grunde nur um die serienmäßige Rekuperation, und hat mit DAP nichts zu tun.
Bei der eigenen Bewertung solcher Systeme sollte man jedoch grundsätzlich versuchen, möglichst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Jeder hat seinen individuellen Fahrstil, auch die 90 % der anderen Verkehrshindernisse/Raser/Verkehrsgefährder, die von sich meinen die perfekten Autofahrer zu sein. Meiner hat sich auch verändert und ich habe deshalb mit meinem vorherigen Golf 7 GTI mit 300 PS und echten 265 km/h Topspeed über 10 Jahre sehr viel Spaß gehabt, anfangs nur, später immer weniger. Geschwindigkeiten über 180 km/h habe ich eh nur noch ganz sporadisch mal aufgesucht, wenn mich der Hafer gestochen hat. Als Daily war mir dieser (Verbrenner) einfach immer mehr lästig. Aber auch mit dem bin schließlich nur noch 160 mit Abstandsregeltempomat gefahren, den Abstand dabei auf größte Entfernung eingestellt, damit es einfach geschmeidiger läuft. Kurze Maximalbechleunigungen habe ich weiterhin genossen, obwohl mir der Spektakel nach außen dabei immer peinlicher wurde. Jetzt genieße ich die souveräne Gelassenheit in einem super komfortablen Elektroauto und werde definitiv niemals wieder Verbrenner fahren. Gerade vorgestern am Ende einer dreispurigen Autobahnbaustelle war ich mit 86 km/h Tempomat in der mittleren Spur, musste aber ganz links an der Linie fahren, weil ein LKW rechts neben mir das auch tat. So eine nicht mehr ganz taufrische aufgemotzte E-Klasse klemmte mir an der linken Rückleuchte und wollte wohl an der ganz linken Spur an mir vorbei, traute sich aus Platzmangel (glücklicherweise) aber nicht. Beim Ausfädeln am Ende gab er schwer Gas, was nun wirklich nicht zu überhören war. Daraufhin habe ich den Pin auch durchgedrückt und ihn stehen lassen. Bei etwa 170 hat er dann von sich aus aufgegeben, obwohl ja genau jetzt seine Chance gekommen wäre. Meine Frau hat ja nichts gesehen, nur gehört, und anders als ich auch nicht geahnt, was da am Ende der Baustelle passieren wird, sagte dann aber super lässig ohne sich nur einmal umgedreht zu haben: "na, da hat's wohl einer nicht geschafft". Das sind die Momente der Souveränität, die ich jetzt so richtig genieße, noch lieber auch mit einem M50/M60.
Aber zurück zum Thema. Man ist schnell geneigt drei verschiedene Dinge durcheinander zu schmeißen, die sich auf das Fahrerlebnis auswirken:
- gesetzliche Anforderungen bzgl. Totwinkelwarnung, Spurverlassenswarnung, Kollisionsvermeidung usw., die jedes Auto erfüllen muss
- (optionale) Komfortmerkmale, wie das, was wir hier als DAP zusammenfassen, z.B. selbständiges Lenken, Abstandsregeltempomat, Ampelerkennung usw.
- typische E-Auto-Features, wie hier insbesondere die adaptive Rekuperation und die drei weitere Rekuperationsstufen, aber auch Fahrprofile um Sparsamkeit und Fahrspaß individuell ausbalancieren zu können.
So hat eine Phantombremsung die Ursache in der gesetzlichen Vorgabe, und das Auto kommt in der Situation einfach mal an technische Grenzen, bremst lieber einmal zu früh, als einmal zu spät.
Ob das Auto je nach gewählter Rekuperationsart sanft und doch zügig genug an Vordermann oder Kreisverkehr heranrekuperiert/bremst, im Stau gelassen genug mitschwimmt, oder selbst lenkend gleichmäßig genug durch die Kurve eiert - diese Beurteilung sollte man vielleicht auch mal der Beifahrerin überlassen. Möglicherweise kann die das objektiver beurteilen, als der Fahrer, der meint, das Auto müssen genauso fahren wie er selbst unter 100 % Konzentration. Möglicherweise hätte die Kopilotin ohne elektronische Helferlein schneller gekotzt. Meine Frau macht sich nun gar nichts aus Autos, fährt seit einigen Jahren nicht mehr selbst und hatte mit meinem GTI so ihre Schwierigkeiten. Wir beide lieben den i4 wirklich sehr und die über 1000 km in die Bretagne und zurück waren für uns beide überhaupt kein Ding. Sowohl bei 130 km/h auf der französischen Autobahn, als auch bei 160 km/h auf der deutschen, schläft sie neben mir ein, was im GTI nicht vorstellbar war, obwohl auch der im Grunde ein tolles Reiseauto war. Aber das erheblich bessere ist des Guten Feid. Besser, weil generell sehr leise und ohne jegliche Antriebseinflüsse, wegen meines inzwischen runden, zügigen, und trotzdem sehr sicher wirkenden Fahrstils, und besser wegen ziemlich gut funktionierender elektronischer Helferlein.
 
		 
				
	

