Man darf nicht vergessen, dass wir hier in Deutschland der EU ganz schön viel bedanken, denn wenn man in die USA schaut, sieht man, was auch hätte passieren können.
Für diejenigen, die es nicht mitbekommen haben:
Tesla verwendet dort einen eigenen Stecker, den NACS (=North American Charging Standard), wobei der Name missführend ist, weil das kein echter Standard ist, sondern eben nur der Stecker von Tesla. Alle anderen Anbieter haben sich dort seither auf CCS geeinigt, allerdings eben CCS1, der den J1772 um die DC-Ports ergänzt. Ist eigentlich dasselbe wie CCS2 bei uns, der eben den Mennekes-Stecker um DC ergänzt.
Nun hat Tesla dort angefangen, Stück für Stück alle Hersteller an Bord von NACS zu holen, indem sie eben mit dem SC-Netzwerk "gelockt" haben. Auch BMW hat vor ein paar Tagen bekannt gegeben, dass ab 2024/2025 alle neuen Fahrzeuge den neuen NACS-Stecker bekommen sollen und im Supercharger-Netzwerk laden können werden. Das Resultat ist also, dass man dort den Stecker nun im laufenden Betrieb einfach wechselt und damit alle bisher bestehenden Fahrzeuge in Zukunft Adapter zum Laden brauchen werden.
Kann man sich ungefähr so vorstellen, wie wenn Tesla auf Chademo gesetzt hätte und dann MB, Audi, VW und BMW überzeugt hätte, trotz existierender CCS-Infrastruktur wieder auf Chademo zu wechseln.
Stattdessen haben wir den Luxus, dass Tesla einfach verpflichtet wurde, von Anfang an den CCS2 zu verwenden, der heutzutage Standard bei allen europäischen BEVs (außer Nissan Leaf) ist. Damit haben wir von Beginn an ein uniformes Ladenetz, das sich lediglich auf Softwarebasis unterscheidet, die Hardware jedoch von Anfang an komplett kompatibel ist. Alleine dadurch haben wir nun die Situation, dass Tesla hier ohne irgendwelche Umwege einfach die Supercharger geöffnet hat. Ob die Tesla-Lader es allerdings jemals in die Routenplanung von BMW schaffen, wage ich stark zu bezweifeln.
Wobei man ja nicht vergessen darf, dass Tesla das ja nicht aus guter Laune heraus macht, sondern natürlich wollen sie mit den Ladern mehr Geld verdienen. Je mehr Auslastung, desto mehr Geld - am Ende ganz einfach. Alleine aus dem Grund hätte Tesla natürlich auch Interesse daran, eben bei den großen Deutschen in der Routenplanung zu landen